Sebastian Böhm
 
 
 

 
Böhm arbeitet mit klassischen formalen Grundstrukturen der Bildenden Kunst: Genauso wie die Schwere von graphischen Feldern durch Helligkeit unterbrochen oder ausgeglichen wird, so wird bei Böhms Objekten deren optisches Gewicht durch Schnitte relativiert. Diese ermöglichen aber auch eine zweidimensionale Betrachtung des Objektes, indem sie das Augenmerk nicht nur auf Volumen, sondern auch auf Oberfläche richten. Böhm schafft so mit allen Spannungen und Kontrasten eine in sich stimmige künstlerische Form.

Böhm verwendet für seine Objekte Fundholz. Schon aus dem Material resultiert eine bestimmte Oberflächenstruktur graphischen Charakters. Das Graphische wird damit unweigerlich zu einem Gestaltungselement.
Böhm ist - wie er betont - kein Öko-Künstler. Darum geht es nicht!
Seine Objekte bezeichnet Böhm zwar als ´Brote’, sie sind aber keine Imitationen, sondern es sind Produkte, die aus den Untersuchungen von grundsätzlichen Fragen des Künstlers wie Form und Farbe, Volumen und Fläche resultieren. Er selbst sagt, daß es für den Betrachter viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Sachen herauszusehen.

Böhm erreicht eine Harmonieparallele zur Natur. Hier fühlt er sich Cezannes Anspruch verpflichtet, die Natur nicht zu kopieren, sondern ein Äquivalent zu ihr zu schaffen. Nach der malerischen Regel - ‘Vom Großen ins Kleine’ - sind Ideen wie ‘Müsli als Füllstoff’ gefolgt, waren aber nicht vorausgesetzt. Die Wahl des Müslis als Füllstoff ist aber nicht etwa wegen seiner Ähnlichkeit zu einem realen Brotinneren getroffen worden. Vielmehr geht die ‘Oberfläche’ des Müslis mit der des Holzes zusammen, die Farbigkeit schließt beide Materialien zu einer harmonischen Einheit.
So bringt Böhm auch Fragen aus der Malerei mit in seine Objekte ein. Er legt sich in seinem Schaffen nicht auf ein bestimmtes Medium fest, sondern zieht Verbindungen zwischen Plastik und Malerei, bzw. Plastik und Graphik.

 
Insa Funke, aus der Eröffnungsrede zu Branko Rakovic - Sebastian Böhm: Graphik und Objekt, Galerie Junge Kunst, Trier, 1998

 
         
04.05.2021 14:58:15 © Sebastian Böhm, 2021