Sebastian Böhm
 
 
 

 
Nichts für Elefanten im Porzellanladen

Um Brüchigkeit, Bedrohung und Unsicherheit geht es in der Dozentenausstellung der Europäischen Akademie Trier. Das Projekt ist spannend, die bildkünstlerische Umsetzung nicht immer.
Trier. "Zerbrechlich" ist die Dozentenausstellung der Europäischen Kunstakademie Trier in diesem Jahr überschrieben. Ein Thema, das die alte Weisheit vom leicht brechenden Glück und Glas nahelegt, und das anregt, über die Welt und ihre brüchigen Verhältnisse nachzudenken. Das haben auch die 27 Dozenten bildkünstlerisch getan, die in dieser Schau mit Gemälden, Mischtechniken, Grafik, Fotografie, Bildhauerei und Keramik vertreten sind.

Im Ganzen gut gehängt und dialogfreudig präsentiert die Gemeinschaftsschau ihre Positionen. Die inhaltliche Auseinandersetzung und so manche Bildfindung bleiben freilich bescheiden. Zahlreiche Dozenten haben sich mit dem Glas als Sinnbild der Zerbrechlichkeit beschäftigt und es sich dabei bisweilen recht einfach gemacht. So wie der Fotokünstler Harald Mante, dem eine zerbrochene Fensterscheibe Sinnhaftigkeit genug bedeutet. Der Werkstoff Glas, den Wolfgang Rüppel als Bildträger einsetzt, ist neben seinen ästhetischen Eigenschaften ein schlüssiges, aber tausendfach praktiziertes Bild für die Brüchigkeit von Wahrnehmung und Erscheinung.

Eindrücklich eingesetzt hat Francesca Cataldi den Werkstoff Glas und seine Funktion, als Fenster wie Filter zu Welt, in ihrer Mixed-Media-Arbeit "Fragilità". Vor allem ihre kleinen Glasobjekte ( leider nicht optimal präsentiert) sind komplexe, in sich geschlossene Kosmen unter der vermeintlichen Schutzhülle des Glases. Erfrischend poppig schwingen daneben Bodo Korsigs keramische Abrissbirnen im Raum. Unbeachtet bleibt bei dieser Schau, dass Wandel nicht zwangsläufig dasselbe ist wie Zerbrechlichkeit und diese auch nicht unbedingt zur Folge hat. Das als eleganter Faltenwurf illusionierte Holz von Peter Rübsam erhält durch Wandel Beständigkeit. Wie sehr Bruch substantiellen Bestand bedeuten kann, belegt eindrucksvoll die zweiteilige Arbeit von Sebastian Böhm. Der Trierer Maler präsentiert sich in seinen beiden zusammenhängenden Gemälden "Stereooptik" und "Schwarzspiegel" neu und dennoch folgerichtig. Einmal mehr erweist sich Böhm als Poet der Farbe und des Lichts, mit denen er im Schwarz des Spiegels nebenan bricht und damit zum neuen Bild kommt. Manch ein Werk dieser Schau ist - wie die Holzskulpturen von Thomas Schwarz - mit einer Bedeutungsschwere ausgestattet, an der es sich überhebt. Als fast schon angelsächsisch-witzige Satire auf gutbürgerlichen Nippes kann man Beate Höings Keramik "Friederike" verstehen. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.

 
Eva-Maria Reuther: "Nichts für Elefanten im Porzellanladen", Trierischer Volksfreund, Kultur, 04. August 2011

 
         
04.05.2021 14:58:15 © Sebastian Böhm, 2021