Vom Gedächtnis der Seele
Sebastian Böhm in der Städtischen Galerie Kloster Karthaus in Konz

 

Mit dem Trierer Maler Sebastian Böhm setzt die Städtische Galerie Kloster Karthaus in Konz ihre bewährte Reihe "Kunst in der Region" fort. Dass es sich dabei um ein lohnendes Projekt handelt, beweist einmal mehr die sehenswerte aktuelle Ausstellung.

Trier. (e.r.) Eigentlich ist zu dieser Ausstellung nichts zu sagen, nur alles zu empfinden. In den stillen Räumen des alten Kloster Karthaus hat Sebastian Böhm seine Seele ausgebreitet. "Memory" nennt der Trierer Künstler seine Bilderschau, was gleichermaßen das Gedächtnis meint wie auch jenes Spiel, bei dem aus vielen kleinen Bildern ein neues großes Gesamtbild entsteht., Man muss nicht erst den dunkelhaarigen Maler mit dem schmalen Gesicht und den schmalen Schultern vor das Bilderpuzzle stellen, das der Ausstellung den Namen gab, um zu begreifen, worum es hier geht. In dieser Zusammenschau von bewegter Linie und schwebender Farbe einen sich die Bilder aus dem vielfältigen Erinnerungsschatz des Künstlers zum großen Seelenbild.

 

"Hinter den Lidern" - der Titel einer der hier gezeigten Arbeiten kann für das Ganze stehen. "Ja, der Titel kommt nicht von ungefähr", lacht der Künstler. "Das was mir von dem, was ich erlebe, als Empfindung in Erinnerung bleibt, erscheint auf der Leinwand". Fein und still, ein wenig traumverloren, bisweilen mit sanftem Glühen geht diese gemalte Erinnerung einher. Licht und wunderbar leicht

Sebastian Böhm vor seiner Arbeit.
Sebastian Böhm vor seiner Arbeit.
TV-Foto: Eva-Maria Reuther

macht sie den Raum. Die Farbe ist es, die das bewirkt. Ihren feinen Nuancen, ihren Gewichten und den Bedingungen ihres Körpers widmet der gebürtige Berliner seit langem sein Leben. Wer ihn kennt weiß, wie geduldig, ja geradezu unnachgiebig er sich als Farbmaler mit dem Wesen der Farbe auseinandersetzt, wie er weit mehr Farbe malt, als mit Farbe zu malen. "Ich glaube, dass Sie es ernst meinen", hatte dem Studenten in Düsseldorf Gerhard Graubner, der große deutsche Altmeister der Farbfeldmalerei bestätigt. Ein hohes Lob, dessen Berechtigung Böhm einmal mehr in Karthaus bestätigt. Böhms Wahrnehmung der Wirklichkeit erinnert an die impressionistische Weltsicht, ebenso wie sein Malen von hell nach dunkel. Von dem kommt auch das Leuchten in seinen Bildern. Sebastian Böhms Bilder sind Stimmungsbilder im Wortsinn. Die Welt ist ihm ein buntes Vibrieren seines Gemüts, das aus seinem Innern auf der Leinwand widerhallt.

 

Quelle: Trierischer Volksfreund, Kulturseite vom 13. März 2008

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